Bildung
darf nicht länger als lästiger Kostgänger angesehen werden
„Dass
sich Deutschlands Schülerinnen und Schüler auch bei der PISA-Studie wieder auf
den letzten Plätzen wiederfinden sollen, ist ein von Fachleuten erwartetes
Ergebnis“, kommentierte Udo Beckmann, Landesvorsitzender des Verbands Bildung
und Erziehung (VBE NRW), den dpa-Bericht „Bildungsreform: Nie waren sich Bund
und Länder so einig wie heute“. Dass das deutsche Bildungssystem ebenso wie
die Lehrer- und Erzieherausbildung dringend einer Reform bedürfe, sei eine längst
überfällige Erkenntnis, erklärte Beckmann.
„Es
wäre zu begrüßen, wenn Bund und Länder in Zukunft in Fragen der Schul- und
Bildungspolitik wirklich an einem Strang ziehen würden“, so der
VBE-Landesvorsitzende. Entscheidend an den Empfehlungen des „Forums Bildung“
sei, dass sich endlich auch bei der Politik die Erkenntnis durchsetze, dass die
Bildungslaufbahn eines Menschen bereits im Elementarbereich einsetzt. Beckmann:
„Das hat aber zur Konsequenz, dass die Ausbildung von Erzieherinnen eine
qualitativ andere sein muss. Der VBE fordert schon seit langem eine Angleichung
der Erzieherinnen-Ausbildung an den europäischen Standard, das heißt, eine
Verlagerung der Ausbildung an die Fachhochschule.“ Die Empfehlungen des „Forums
Bildung“ würden aber auch deutlich machen, dass die alte Rechnung „kleine
Kinder – wenig Bildungsinvestition, große Kinder – viel Bildungsinvestition“
nicht aufgeht. Beckmann: „Das heißt auch, dass die Grundschule, wo vieles
grundgelegt wird, der Kern der Investitionen im Bildungswesen sein muss.“
Deshalb müsse auch die Lehrerausbildung für den Grundschulbereich eine
fachlich und pädagogisch fundierte bleiben und an der Universität stattfinden.
Das vom Expertenrat vorgeschlagene Master-Bachelor-Studium werde diesen
Anforderungen nicht gerecht. „Vor diesem Hintergrund ist es nicht einzusehen,
warum das Studium eines Grundschullehrers kürzer sein soll, als das eines
Gymnasiallehrers. Vorbereitungsdienst und die erste Phase der Ausbildung müssen
für beide gleich lang sein“, erklärte der VBE-Landesvorsitzende. „Das
alles kostet aber Geld, und deshalb gibt es nur einen Weg: Bundesfinanzminister
und Länderfinanzminister müssen endlich vom Vorrang für Bildung überzeugt
werden. Auch von den Finanzministern darf der Bildungsbereich nicht länger als
lästiger Kostgänger angesehen werden.“
von
Jutta Appelt, MdL
Die
Ergebnisse der PISA-Studie sind alarmierend und die Dokumentation einer
Bildungskatastrophe. Selbstverständlich muss eine gründliche Auswertung im
Detail erfolgen, dies jedoch sehr schnell. Viel zu lange waren wir in
Deutschland der Meinung, mit kleinen Korrekturen im Bildungssektor fit für das
21. Jahrhundert zu sein. Selbst die TIMS-Studie, die deutschen Schülern
mangelnde Kenntnisse in Mathematik und naturwissenschaftlichen Fächern
attestierte, hat nicht dazu geführt, ernsthafte Anstrengungen zu unternehmen,
die Probleme in den Griff zu bekommen. In NRW hat dies Frau Behler zu
verantworten. Die Kulturhoheit liegt bei den Bundesländern.
Als
erschreckend empfinde ich die Tatsache, dass Deutschland im Bereich der
Lesekompetenz im unteren Drittel liegt. Lesekompetenz ist mehr, als nur lesen zu
können. Sie bedeutet, unterschiedliche Texte verstehen, einordnen und in
Zusammenhang stellen zu können. Was nutzt es, Computer in Schulen zu bringen,
wenn ein Großteil der Schüler die Informationen nicht verarbeiten kann, weil
sie nicht verstanden werden?
Es
bedarf nicht einer neuen Schulstrukturdebatte, wir müssen die Wertigkeit der
Bildungsstufen überdenken. Die Voraussetzungen für Spracherwerb und
Lesekompetenz werden bereits im Kindergarten - im Elementarbereich - gelegt und
in der Grundschule gefestigt. Dazu bedarf es unbedingter Professionalität von
Erziehern und Lehrern.
Die
CDU-Landtagsfraktion fordert dringend eine qualitativ hochstehende
Lehrerausbildung und eine optimale frühkindliche Förderung.
Dazu gehört allerdings auch eine, wie ich meine, höherwertige
Erzieher-Ausbildung auf europäischem Niveau.
Weiter
zeigt die Studie, dass es ein grundlegendes Defizit bei Migrantenkindern gibt.
Die CDU-Landtagsfraktion hat mit Ihrer Integrationsoffensive bereits den
richtigen Weg beschritten. Sprachliche Integration ist von grundlegender
Bedeutung.
Rasches
Handeln ist nun erforderlich. Sowohl Ministerin Behler wie auch Ministerin
Fischer dürfen sich jetzt nicht auf „umfangreiche Untersuchungen“, evtl.
runde Tische oder dergleichen zurückziehen.
Lange
genug wurde geredet, lasst uns Taten sehen.